PACAJAI REDD+: Vermiedene Abholzung im Amazonas-Regenwald
Besserer Schutz für 150.000ha Wald
Portel, Brasilien*
Hintergrund
Der Amazonas-Regenwald umfasst heute noch eine Fläche von über 8 Millionen Quadratkilometern. Dies entsprichtin etwa der zwanzigfachen Fläche Deutschlands. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Entwaldung jedoch durch Rodungen für die Landwirtschaft und illegale Abholzung schnell vorangeschritten. Allein seit 1990 hat Brasilien fast 10% seiner gesamten Waldfläche verloren. Teil des Problems ist, dass ein brasilianisches Gesetz es erlaubt, unbewirtschaftete Flächen ohne Grundbesitzrechte zu besetzen und Teile des Baumbestandes (z.B. für Weideflächen) zu fällen. Nach nur fünf Jahren geht die Waldfläche dann legal in das Eigentum des Landnutzers über. Besonders bedroht ist der Wald in der Nähe von Straßen und Wegen, die die Waldgebiete zugänglich machen. Das Straßen- und Wegenetz im Wald wird zudem kontinuierlich ausgebaut. Im Jahr 2010 war Brasilien der sechstgrößte Emittent von CO2 in der Welt, obwohl 41% aller Energie und 83% des Stroms im Land aus erneuerbaren Quellen erzeugt wurden. Entwaldung und Landnutzungsänderungen machen etwa 60% der gesamten CO2-Emissionen aus, die derzeit 2,3 Tonnen Kohlendioxid pro Einwohner und Jahr betragen. Durch den Schutz seiner Wälder wird Brasilien nicht nur viele gefährdete Arten schützen, sondern auch seinen CO2-Fußabdruck erheblich reduzieren können.
Das Projekt
Das Projekt schützt 150.000ha bedrohter Waldfläche. Dies geschieht durch Patrouillen vor Ort, die strategische Besetzung von Waldflächen, eine Verbesserung von Waldbewirtschaftungspraktiken und die Förderung der nachhaltigen Nutzung des Waldes. Das Projekt konzentriert sich auch auf die Gemeinschaften in der Region und verbessert die Lebensqualität der Menschen vor Ort. In den Waldschutz werden lokale Dörfer aktiv mit eingebunden:
Nach entsprechender Ausbildung werden Anwohner als „Ranger“ eingesetzt. Im Rahmen ihrer systematischen Kontrollen identifizieren sie illegale Rodungungen und Waldflächen-Besetzer, die im idealfall von einer Zusammenarbeit mit dem Projekt überzeugt werden können.
Waldschutz in POrtel
Der Vorgang der Bindung und Speicherung von Kohlendioxid durch Pflanzen wird als Biosequestration bezeichnet. Dem liegt die hotosynthese als einer der wichtigsten biochemischen Prozesse überhaupt zugrunde.
Wälder binden besonders in der Wachstumsphase große Mengen Kohlendioxid in ihrer Biomasse. Trotz der scheinbar fruchtbaren Verhältnisse können die Wälder nur aufgrund eines geschlossenen Nährstoffkreislaufs existieren. Wird die Biomasse entfernt oder vor Ort verbrannt, sind keine Nährstoffe für neues Wachstum vorhanden, da tropische Böden in der Regel ausgesprochen unfruchtbar sind. In tropischen und subtropischen Gegenden wachsen Pflanzen aufgrund der günstigen klimatischen Verhältnisse schneller als in mittleren Breiten. Deswegen kann durch Aufforstung in diesen Ländern schneller und mehr Kohlendioxid gebunden werden als z. B. durch ähnliche Projekte in Mitteleuropa. Maßnahmen, die das Wachstum neuer Wälder unterstützen, sind deshalb ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.
*Brasilien
Musterbeispiel im Klimaschutz?!
Bereits seit vielen Jahren loben Umweltschützer wie der WWF, Brasilien als den eigentlichen Weltmeister im Klimaschutz. Die Bra- silianer führen einen stetigen Kampf gegen Entwaldung und haben sich mittlerweile zum Musterbeispiel im Klimaschutz entwickelt. In den vergangenen Jahren hat Brasilien seine Treibhausgasemissionen um etwa ein Drittel gesenkt und dabei jährlich mehr als 750 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart. Das entspricht einem Wert von etwa 2 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Der große Erfolg geht hauptsächlich zurück auf die drastischen Abholzungs- verbote des Amazonas-Urwaldes. Seit 2013 werden jährlich 70 Prozent weniger Quadratkilometer Wald gerodet als noch 2005. (David Nepsted. Earth Innovation Institute, San Francisco)
Die Regierung erklärt Landflächen zu Schutzgebieten und trägt damit zur Verbesserung der Erfassung von ländlichen Gebieten bei. Ebenfalls wurden zu besseren Kontrolle der Umweltschutzmaßnah- men Verantwortlichkeiten auf die Landkreise verlagert, was dazu führte, dass in den Regionen mit besonders hohem Waldverlust Bauern keine Kredite mehr bekamen.
Eine weitere Ursache für den Erfolg Brasiliens liegt begründet im Druck, der von Umweltorganisationen und großen Lebensmittelkonzernen, wie Nestlé oder McDonalds, auf das Land ausgeübt wird, ausgelöst von globalen Trends und der Angst vor Imageschäden. Seit 2006 beispielsweise werden aufgrund verschiedener Kampag-nen, u.a. von Greenpeace, weniger als 1 Prozent der Anbauflächen von Soja und Getreide, entwaldet.
Auch Deutschland unterstützt Brasiliens Bemühungen im Klimaschutz. 2015 wurden von Angela Merkel, im Rahmen eines Klimaschutzabkommens zwischen Deutschland und Brasilien, 550 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld soll speziell zur Förderung erneuerbarer Energien und zum Schutz des Tropenwal- des verwandt werden. Hauptziel dieser Unterstützung ist die Reduzierung der Rodung des Tropenwaldes auf Null bis 2020. Ein Großteil der finanziellen Mittel sind Entwicklungskredite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Vor Ort, bei der Unterzeichnung betonte die Bundeskanzlerin die große Bedeutung des Schutzes des Regenwaldes: „Wir sind sehr zufrieden, dass es ambitionierte Entwicklungen gibt, was den Stopp und die Reduktion der Abholzung anbelangt“.